maxon Story
Ein Rollstuhl für alle Fälle


Studierende der ETH Zürich haben einen Rollstuhl entwickelt, der Treppen steigen kann. Das Transportmittel der Zukunft für Gehbehinderte?
Für viele Gehbehinderte ist der Alltag immer noch voller Einschränkungen. Absätze und Treppen müssen sie meistens auf langen Umwegen umfahren.
Zehn Schweizer Studierende wollen das ändern. Ingenieur:innen an der Eidgenössischen Hochschule Zürich (ETHZ) taten sich mit Konstrukteur:innen der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) zusammen, um eine neue Rollstuhlversion zu entwickeln. Den sogenannten Scewo (von englisch: stair-climbing electric wheelchair). Der elektrisch angetriebene Rollstuhl bewegt sich wie ein Segway auf zwei Rädern und überwindet Treppen mithilfe von kleinen Raupen.
Eine Stufe pro Sekunde
So funktioniert’s: Der oder die Rollstuhlfahrende nähert sich der Treppe und wählt über einen Touchscreen die entsprechende Funktion. Sensoren und Kameras messen die Neigung und der Rollstuhl fährt dann automatisch rückwärts an die unterste Treppenstufe heran. Die Raupen werden ausgefahren und beginnen, sich zu drehen, während der Rollstuhl bei einer Geschwindigkeit von einer Stufe pro Sekunde die Treppe erklimmt. Der Sitz des Rollstuhls bleibt dabei stets horizontal ausgerichtet. Sobald die Sensoren die letzte Stufe erkennen, werden Stützräder ausgefahren, die den Rollstuhl stabilisieren. Die Raupen werden eingezogen und der oder die Fahrende kann den Weg auf zwei Rädern fortsetzen.
Angetrieben werden Räder und Raupen von zwei maxon Elektromotoren. Genauer gesagt, von bürstenlosen DC-Motoren mit Keramikgetrieben. Keramik eignet sich immer dann, wenn Bauteile hohen Kräften ausgesetzt sind, die Getriebe aber dennoch sehr haltbar sein müssen. Das Scewo-Team ist mit den Antrieben von maxon überaus zufrieden. Pascal Buholzer erklärt: «Die Motor-Getriebe-Kombination ist robust, präzise, leise und mit 3.2 kg auch noch relativ leicht. Die Ingenieur:innen von maxon haben uns fachlich beraten und der Support war hervorragend.»
Frühestens 2018 verfügbar
Das Team stellte den ersten Prototypen im Sommer 2015 vor. Dieser wird nun für den Cybathlon im Herbst 2016 überarbeitet. Das ist ein sportlicher Wettbewerb für behinderte Menschen, die mit technischen Hilfsmitteln gegeneinander antreten. Wenn die Studierenden erst einmal ihr Studium abgeschlossen haben, möchten sie ein Start-up gründen und den Rollstuhl mit allen wesentlichen Funktionen – uns insbesondere zu einem erschwinglichen Preis – auf dem Markt einführen.
Die ersten Rückmeldungen von gehbehinderten Menschen auf der ganzen Welt sind sehr positiv. Das Einführungsvideo auf YouTube wurde mehr also zwei Millionen Mal angesehen. «Wir bekommen fast jeden Tag Anfragen von behinderten Menschen und potenziellen Investor:innen», sagt Pascal Buholzer. Doch in nächster Zukunft wird der Scewo-Rollstuhl nur von einer Person gefahren: dem Teilnehmer am Cybathlon. Doch schon in ein paar Jahren könnte dieses Transportmittel auf unseren Strassen Gang und Gäbe sein.